Mit welchen Incentives begeistern Sie Ihre Mitarbeiter:innen und mit welchen nicht?
In Zeiten von anhaltendem Fachkräftemangel und einem regelrechten “War for Talent” wird es für Firmen zunehmend wichtiger, Mitarbeiter:innen ausreichend zu motivieren und langfristig an das eigene Unternehmen zu binden. Das ist aufgrund des großen Angebots für Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt und der damit einhergehenden immensen Konkurrenz für Unternehmen gar nicht so einfach. Doch können Incentives, also Anreize oder Anreizsysteme für Arbeitnehmer:innen, dabei behilflich sein und den Weg für ein besseres Employer Branding ebnen. Wichtig ist dabei jedoch, dass diese auch richtig eingesetzt werden und sich Führungskräfte darüber bewusst sind, welche Vergünstigungen und Prämien die Richtigen sind.
Incentives: Eine kleine Definition
Einfach ausgedrückt sind Incentives Anreize oder Maßnahmen, um Mitarbeiter:innen anzuspornen. Ziel eines solchen Anreizes ist es, die Motivation der Angestellten zu steigern, ihre Leistungsbereitschaft zu erhöhen und somit das gesamte Unternehmen stärker, attraktiver und produktiver zu machen. Incentives dienen dazu, das eigene Employer Branding zu verbessern, und damit einerseits neues Personal zu werben und andererseits dazu, bereits bestehendes Personal langfristig an die eigene Firma zu binden. Der Ansporn kann bei Erfolg dafür eingesetzt werden, Arbeitnehmer:innen im Interesse der Firma handeln zu lassen, die allgemeine Stimmung im gesamten Team zu verbessern oder die eigene Markenbildung durch das Team voranzutreiben. Wenn Mitarbeiter:innen zufrieden sind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies an ihre Umwelt weitertragen und somit ebenfalls maßgeblich zum positiven Employer Branding beitragen.
Incentives können grundsätzlich erst einmal alles sein, was dem Personal zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen Rahmenbedingungen (z. B. Krankenversicherung) und dem vertraglich geregelten Stundenlohn angeboten wird. Dies reicht von leistungsorientierten Boni und Prämien über “Versüßungen” des Büroalltags wie kostenlosem Obstteller, kostenlosen Getränken oder Kickertisch, bis hin zu Extras wie einem Dienstwagen, der Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio oder erleichterter Gleitzeit. Auch Maßnahmen wie kostenfreie Kinderbetreuung oder Ruheräume im Büro können als Anreize zum Einsatz kommen. Grundsätzlich ist alles möglich, was bei Personal und Bewerber:innen gut ankommt und sich im legalen Bereich bewegt.
Belohnungen, egal in welcher Form, sollten stets transparent und nachvollziehbar sein.
Incentives, die wirken
Wenn ein Unternehmen Geld dafür ausgibt, die Belegschaft in Form von Incentives zu motivieren, dann möchte man selbstverständlich messbare Erfolge erzielen und Resultate sehen. Doch leider führen Vergünstigungen nicht immer automatisch zu erhöhter Leistungsbereitschaft, sondern können in manchen Fällen sogar das Gegenteil bewirken und zu weniger Konzentration und mehr Fehlern führen. Gerade deshalb ist es wichtig, die richtigen Incentives auszuwählen, um langfristig daraus einen Nutzen ziehen zu können.
Zunächst einmal sollten Belohnungen, egal in welcher Form, stets transparent und nachvollziehbar sein. Wenn Mitarbeiter:innen Willkür oder gar Freunderlwirtschaft vermuten, verlieren sie sehr schnell jegliche Freude und Motivation an der Arbeit. Außerdem sollten Boni und ähnliches etwas besonderes sein und tatsächlich herausragende Leistungen entlohnen. Die Vergabe von Boni nach dem Gießkannenprinzip trägt einerseits schnell nicht mehr zur Steigerung der Motivation bei und sorgt außerdem im Gegenteil für einen rasch eintretenden Gewöhnungseffekt. Am wichtigsten ist jedoch, dass der Belegschaft jederzeit offen kommuniziert wird, was sie erwartet und warum sie Vergünstigungen bekommen oder eben nicht. Fehlende Kommunikation und die damit einhergehende fehlende Wertschätzung wirkt stark demotivierend und wird Personal eher dazu veranlassen, weniger produktiv zu arbeiten. Aus diesem Grund sollten sich Führungskräfte auch immer darüber im Klaren sein, dass alles Geld der Welt allein niemanden für immer zu mehr Leistung motivieren wird. Monetäre Faktoren helfen kurzfristig und spornen für den Moment an, eignen sich jedoch nicht alleine, um Firmenziele zu erreichen. Menschen sind soziale Wesen und somit auch auf die Anerkennung ihrer Mitmenschen angewiesen. Wir freuen uns über Lob, aufmunternde Worte und Respekt, oftmals mehr noch als über eine kleine Gehaltserhöhung, zumindest ab einer gewissen Einkommensgrenze. Die beste Mischung ist daher die Aussicht auf mehr Geld oder finanzielle Vorteile zusammen mit lobenden Worten aus der Chefetage, die authentisch vermittelt werden. Glaubwürdigkeit steht hier an erster Stelle: Das persönliche Gespräch und der Handschlag sollten nicht durch ein generisches E-Mail ersetzt werden.
Darüber hinaus können Unternehmen auch ihre Ziele erreichen, wenn sie ein wenig tiefer in die Materie eintauchen und auf sekundäre Faktoren achten, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Gesundheit: Anreize wie Mitgliedschaften im Gym, Dienstfahrräder und Obstteller führen im Idealfall zu gesteigerter Fitness und besserem Wohlergehen in der Belegschaft. Fitte Mitarbeiter:innen sind produktiver, haben weniger Krankenstandstage und sind besser gelaunt: Alles Faktoren, die der Firma langfristig helfen.
Urlaub: Urlaubsprämien, Urlaubsgeld oder zusätzliche Urlaubstage haben zur Folge, dass Arbeitnehmer:innen entspannter sind und sich weniger im “Hamsterrad” gefangen fühlen. Dies in Kombination mit neuen Erfahrungen im Urlaub können stark motivierend sein und dazu verhelfen, dass Personal länger in einer Firma bleibt.
Teamgeist: Nichts ist produktiver als ein harmonisches Team, das sich der Zuverlässigkeit der anderen gewiss sein kann. Jegliche Anreize, die zu einem besseren Teamgeist führen, sind also absolut empfehlenswert. Dazu gehören Teamevents, Firmenfeiern, gemeinsame Mahlzeiten oder auch Firmenfahrten auf ein verlängertes Wochenende.
Wichtig ist es also, keine bloßen Geldgeschenke zu machen oder ausufernde Belohnugen zu versprechen, die kaum umsetzbar sind, sondern konkrete Angebote zu machen, diese stets offen zu kommunizieren und den Teamgeist an erste Stelle zu stellen.
Incentives, die eher unwirksam sind
Studien haben ergeben, dass allein das Versprechen von finanziellen Boni zu schlechteren Leistungen und vielen Fehlern beim Arbeiten führen kann. Ein Grund dafür ist, dass sich die betroffenen Personen weniger auf ihre Arbeit konzentrieren können, sondern vor lauter Dopamin im Blut fahrig werden und aufgeregt sind, da sie einzig an das “Preisgeld” denken und dies um jeden Preis haben wollen. Personaler:innen sollten daher nicht den Fehler machen und extreme Geldprämien versprechen, die an das reine Erreichen von bestimmten Zahlen gebunden sind. Wie bereits erwähnt, sollten monetäre Belohnungen im Rahmen bleiben, besondere Leistungen hervorheben und stets von lobenden Worten begleitet werden. Alles andere kann langfristig zu unerwünschten Folgen führen, wie Burnout, anderen negativen gesundheitlichen Entwicklungen und damit zu höheren Fehlzeiten.
Ferner sollte alles vermieden werden, was den Teamgeist negativ beeinflussen könnte. Dazu gehören nicht nur Neid oder fehlende Transparenz, sondern auch Empörung darüber, dass andere vermeintlich nicht genug arbeiten würden. Dieser Fall kann beispielsweise dann eintreten, wenn Mitarbeiter:innen sehr hohe Prämien nach Erreichen sehr ehrgeiziger Ziele erhalten können, was unweigerlich dazu führt, dass das Personal sich gegenseitig anfeuert, immer mehr zu leisten und im Umkehrschluss zu Mobbing oder Kommunikationsschwierigkeiten führen kann.
Grundsätzlich ist auch alles, was mit extremen Versprechen verbunden ist, nicht dauerhaft wirksam, da solche Anreize die Belegschaft unter Druck setzen. Ein passendes Beispiel hierfür sind unbegrenzte Urlaubstage. Was zunächst äußerst verlockend klingt, hat im Endeffekt zur Konsequenz, dass Mitarbeiter:innen tendenziell weniger Urlaub nehmen als zuvor. Denn sie haben Angst, den Anschein erwecken zu können, dass sie ihren Arbeitgeber ausnutzen oder mehr Urlaub als ihre Kolleginnen und Kollegen nehmen. Ein besserer Ansatz wäre hier, mehr feste Urlaubstage als die Konkurrenz anzubieten oder bei besonderer Leistung zusätzliche Urlaubstage zu garantieren.
Wichtig ist es also, keine bloßen Geldgeschenke zu machen oder ausufernde Belohnugen zu versprechen, die kaum umsetzbar sind, sondern konkrete Angebote zu machen, diese stets offen zu kommunizieren und den Teamgeist an erste Stelle zu stellen.
Fazit: Was wirklich hilft
Incentives sind eine wunderbare Möglichkeit für Unternehmen, sich von der Konkurrenz abzuheben, potentielle Bewerber:innen durch positives Employer Branding anzuziehen und Bestandspersonal langfristig an sich zu binden. Damit Anreize auch wirklich funktionieren, sollten diese stets mit bedacht ausgewählt werden, wobei neben reinen monetären Aspekten insbesondere auch zwischenmenschliche Beziehungen und sekundäre Aspekte zählen. Denn kein finanzieller oder materieller Anreiz wird langfristig auf fruchtbaren Boden fallen, wenn die Mitarbeiter:innen grundsätzlich nicht zufrieden sind, bspw. aufgrund einer schlechten Arbeitsatmosphäre oder sonstigen ungünstigen Arbeitsbedingungen.
Darüber hinaus ist es essentiell, dass Personaler:innen langfristige Ziele im Auge behalten und ihre Mitarbeiter:innen nicht zu kurzfristigen Höchstleistungen hochlaufen lassen, die innerhalb kürzester Zeit verpuffen und ins Gegenteil umschlagen können. Bei allen Maßnahmen sollte zudem Transparenz und Nachvollziehbarkeit, beständige Kommunikation und zielgerichtete Messbarkeit höchste Priorität haben, damit die Belegschaft jederzeit weiß, was von ihnen erwartet wird.