Schichtarbeit ist in vielen Branchen ein übliches Arbeitszeitmodell. Ohne Schichtarbeit würden viele Betriebe nicht funktionieren und die Versorgung von Patienten wäre nicht rund um die Uhr gewährleistet. Doch welche Vor- und Nachteile hat Schichtarbeit und wie wirkt sie sich auf die Gesundheit aus? Dieser Artikel gibt einen Überblick über Definition, Vor- und Nachteile, Modelle und Tipps zur Gesundheit von Schichtarbeiter:innen.
Was ist Schichtarbeit?
Schichtarbeit ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich mehrere Beschäftigte an einem Arbeitsplatz in zeitlich festgelegter Reihenfolge abwechseln. Während die einen Pause haben, arbeitet die nächste Schicht. Besonders häufig ist das 3-Schicht-Modell mit Früh-, Spät- und Nachtschicht. Schichtarbeit ist per Definition eine so genannte "atypische Arbeitszeitform" und kommt vor allem in der Produktion, in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr oder der Polizei vor. Im öffentlichen Dienst spricht man häufig von "Rufbereitschaft" oder "Bereitschaftsdienst". Findet die Schichtarbeit nachts statt, spricht man auch von Nachtdienst oder Nachtwache.
Vor- und Nachteile der Schichtarbeit.
Schichtarbeit hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile liegen in der Regel auf Seiten des Arbeitgebers, während die Nachteile von den Arbeitnehmer:innen getragen werden müssen. Schichtarbeit ermöglicht z. B. eine Verlängerung der Betriebszeiten, eine höhere Produktivität durch eine bessere Auslastung der Maschinen und eine bessere Erreichbarkeit für den Kundendienst. Darüber hinaus kann Schichtarbeit bei schwankender Auftragslage flexibler gestaltet werden und in den einzelnen Schichten können unterschiedliche Aufgaben übernommen werden. Auch ein höheres Einkommen durch Schichtzulagen ist möglich.
Es gibt jedoch auch Nachteile: Schichtarbeit ist häufig nicht sehr familienfreundlich und bringt den Biorhythmus durcheinander. Der Körper wird zusätzlich belastet und es kann zu chronischer Erschöpfung (Burnout) kommen. Auch Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Diabetes sowie psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen) sind typische Probleme von Schichtarbeiter:innen.
Auswirkungen der Schichtarbeit auf die Gesundheit.
Schichtarbeit wirkt sich durch Nachtschichten, die gegen die innere Uhr arbeiten, und durch den Wechsel der Schichten negativ auf die Gesundheit aus. Schichtarbeiter:innen leiden häufig unter Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Problemen, Bluthochdruck, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen. Französische Forscher haben zudem herausgefunden, dass Schichtarbeit die Denkfähigkeiten beeinträchtigen und zu schlechteren Denk- und Gedächtnisleistungen führen kann, insbesondere nach mehr als zehn Jahren Schichtarbeit. Auch das Risiko, an Depressionen und Burnout zu erkranken, ist bei Schichtarbeiter:innen höher als bei Menschen mit regulären Arbeitszeiten. Eine weitere Auswirkung von Schichtarbeit ist die soziale Isolation, da Schichtarbeiter:innen oft Schwierigkeiten haben, sich mit Freunden und Familie zu treffen oder an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, die normalerweise während der normalen Arbeitszeit stattfinden. Daher ist es wichtig, dass Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Schichtarbeiter:innen zu fördern und zu schützen. Dazu gehören beispielsweise die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten oder die Schaffung eines angenehmen Arbeitsumfelds, das die Bedürfnisse von Schichtarbeiter:innen berücksichtigt.
Was sagt das Arbeitsrecht?
Schichtarbeit ist in Österreich im Arbeitszeitgesetz (AZG) geregelt. Demnach darf die Schichtarbeitszeit 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche nicht überschreiten. Nach Nachtschichten besteht ein Anspruch auf eine längere Ruhezeit. Auch die Pausenzeiten sind gesetzlich geregelt. Darüber hinaus haben Arbeitnehmer:innen im Schichtdienst Anspruch auf einen angemessenen Schichtzuschlag.
3 Schichtarbeitsmodelle.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Modelle der Schichtarbeit:
Kontinuierlicher Schichtbetrieb:
Bei der kontinuierlichen Schichtarbeit wird rund um die Uhr gearbeitet. Die Mitarbeiter:innen werden in der Regel in drei Schichten eingeteilt, es gibt aber auch Modelle mit vier oder fünf Schichten. Wird auch am Wochenende durchgehend in Schichten gearbeitet, spricht man von vollkontinuierlicher Schichtarbeit. Ruht der Betrieb samstags und sonntags, spricht man von teilkontinuierlicher Schichtarbeit.
Nicht-kontinuierliche Schichtarbeit:
Ein anderes Modell ist die nichtkontinuierliche oder diskontinuierliche Schichtarbeit. Hier gibt es einen Feierabend am Ende des Arbeitstages und es wird nicht kontinuierlich gearbeitet. In der Regel arbeiten die Beschäftigten in zwei Schichten (Früh- und Spätschicht), die jeweils acht Stunden dauern.
Weitere Modelle:
Es gibt auch andere Formen der Schichtarbeit. Bei konstanter Schichtarbeit wird ein:e Arbeitnehmer:in immer in derselben Schicht eingesetzt, z. B. jeden Tag in der Frühschicht. Man spricht dann von Dauerfrühschicht (bzw. Dauerspät- oder Dauernachtschicht). Arbeitet ein:e Arbeitnehmer:in dagegen laut Schichtplan in verschiedenen Schichten, spricht man von Wechselschichtarbeit.
FAQ Schichtarbeit: Zuschläge, Arbeitszeiten und Altersgrenzen
Welche Zuschläge gibt es für Schichtarbeit?
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Schichtarbeit leisten, erhalten häufig Schichtzuschläge. Ein gesetzlicher Anspruch besteht jedoch nur für Nachtarbeit. Das Arbeitszeitgesetz regelt den Ausgleich für Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit und sichert den Beschäftigten einen angemessenen Ausgleich für Nachtarbeit zu. Dies kann in Form von freien Tagen oder eines finanziellen Nachtzuschlags geschehen. Die Höhe des Nachtzuschlags ist gesetzlich nicht festgelegt und variiert von Betrieb zu Betrieb.
In Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Einzelarbeitsverträgen kann der Schichtzuschlag gesondert geregelt werden. Eine Vergütung von 25 Prozent als Nachtzuschlag oder Freizeitausgleich gilt als angemessen. Bei Dauernachtschichten gelten sogar 30 Prozent als angemessen.
Welche Einschränkungen gibt es bei Schichtarbeit?
Jugendliche und werdende Mütter stehen im Mittelpunkt des Überlastungsschutzes. Jugendliche dürfen nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten, wobei es für Jugendliche ab 16 Jahren in bestimmten Branchen Ausnahmen gibt. Schwangere und stillende Mütter dürfen zwischen 20 Uhr und 6 Uhr nicht nachts arbeiten.
Kann der Arbeitgeber Schichtarbeit einfach anordnen?
Der Arbeitgeber kann durch sein Weisungsrecht Einfluss auf die Arbeitszeit nehmen, die Einführung von Schichtarbeit muss jedoch mit dem Betriebsrat abgestimmt werden. Ohne Zustimmung des Betriebsrats kann der Arbeitgeber nicht einfach Schichtarbeit einführen und die Beschäftigten einem Schichtplan unterwerfen. Die Ausgestaltung der Schichtarbeit wird in einer Betriebsvereinbarung geregelt.
Gibt es für Schichtarbeit eine Altersgrenze?
Eine grundsätzliche Altersgrenze für Schichtarbeit gibt es nicht. Allerdings kann Schichtarbeit mit zunehmendem Alter eine zunehmende Belastung darstellen. Die arbeitsmedizinische Untersuchung nach dem 50. Lebensjahr entscheidet, ob Schichtarbeit für den:die Mitarbeiter:in geeignet ist oder nicht.
Tipps für die Schichtarbeit: So überstehst du die Nacht
Wie überstehst du möglichst gut eine Nachtschicht? Gibt es Tricks gegen die Müdigkeit? Wie schläfst du nach der Schicht wieder ein? 11 Tipps, die dir helfen, Schichtarbeit besser zu bewältigen und die Nacht zu überstehen.
Helle Beleuchtung: Achte darauf, dass dein Arbeitsplatz so hell wie möglich ist, um deinen Körper wach zu halten.
Wenig Kaffee: Trinke Kaffee einige Stunden vor Beginn der Nachtschicht, da es eine Weile dauert, bis er seine Wirkung entfaltet. Vermeide jedoch Kaffee am Ende der Schicht, da er bis in die frühen Morgenstunden wirken und das Einschlafen erschweren kann. Ein kühles Glas Wasser tut es auch.
Viel Bewegung: Bewegung ist besser als Kaffee. Steh auf und bewege dich, besonders wenn du merkst, dass deine Müdigkeit zunimmt. Dehne dich, mach einen kurzen Spaziergang oder geh an die frische Luft.
Leichte Kost: Vermeide schweres Essen während oder kurz vor der Nachtschicht, da es deinen Körper mit der Verdauung beschäftigt und müde macht. Iss stattdessen leichte Kost wie Salat, Joghurt oder Quark.
Ständige Beschäftigung: Vermeide Leerlauf, denn Nichtstun und Warten machen müde. Wenn du zum Beispiel auf deinen Einsatz wartest, beschäftige dich mit kleineren Aufgaben. In vielen Betrieben erledigt die Nachtschicht viele Arbeiten, für die der Tagdienst keine Zeit hat.
Langsame Gewöhnung: Gewöhne deinen Körper langsam an die Umstellung, indem du am Tag vor der Nachtschicht später ins Bett gehst und länger schläfst. So ist die Umstellung nicht so abrupt.
Tipps für den Schlaf nach der Nachtschicht
Dunkelheit: Trage eine Sonnenbrille, wenn du deinen Arbeitsplatz verlässt und es draußen bereits hell ist, um zu vermeiden, dass dein Körper noch auf den Tag programmiert ist. Das signalisiert dem Körper, dass es Zeit zum Schlafen ist und hilft, den Schlafzyklus zu regulieren. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen erholsamen Schlaf nach der Nachtschicht ist eine dunkle Umgebung. Dunkle deswegen dein Schlafzimmer ab, um das Einschlafen zu erleichtern.
Lärm vermeiden: Lärm kann ein großes Hindernis für einen erholsamen Schlaf sein. Achte also darauf, dass du ungestört schlafen kannst. Schließe das Fenster und stelle das Telefon auf lautlos. In lauten Wohnungen helfen leise Musik oder Ohrstöpsel. Versuche, wichtige Termine auf den Nachmittag zu legen.
Um Rücksichtnahme bitten: Es ist wichtig, dass dein privates Umfeld versteht, dass du nachts arbeitest und dass dein Schlaf wichtig für deine Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist. Informiere dein privates Umfeld, wenn du Nachtschicht hast. Freunde, Bekannte und Nachbarn können darauf Rücksicht nehmen und du wirst nicht genervt sein, wenn dein Nachbar den Rasen mäht, während du versuchst einzuschlafen.
Schlaf nicht erzwingen: Manchmal fällt es schwer, nach einer Nachtschicht wieder einzuschlafen. Gehe nur ins Bett, wenn du müde bist. Versuche nicht, mit aller Kraft einzuschlafen, sondern lass es einfach geschehen. Wenn du noch nicht müde bist, kann es helfen, etwas zu lesen oder Musik zu hören. Vermeide jedoch die Nutzung elektronischer Geräte wie Smartphones oder Tablets, da diese das Einschlafen erschweren können.
Rituale einüben: Einschlafrituale können helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten und den Schlafzyklus zu regulieren. Nimm dir vor dem Schlafengehen Zeit für eine warme Dusche oder ein entspannendes Bad. Lies ein Buch oder höre Musik, um dich zu entspannen. Wenn du diese Rituale regelmäßig durchführst, stellt sich dein Körper darauf ein und du kannst leichter einschlafen.
Weitere Tipps für Schichtarbeiter:innen
Um gesundheitliche Risiken zu minimieren, gibt es einige Tipps, die Schichtarbeiter:innen beachten sollten:
- Schichtpläne so früh wie möglich erhalten
- Den Schichtwechsel so langsam wie möglich gestalten (z. B. immer um 30 Minuten verschieben)
- Koffein und Alkohol nur in Maßen konsumieren
- Nachtschichten möglichst nicht aufeinander folgen lassen
- Ausreichend Schlaf und regelmäßige Pausen einplanen
- Gesunde Ernährung bevorzugen, z.B. mit Obst und Gemüse
- Die Arbeitskleidung sollte bequem und atmungsaktiv sein
- Die Raumtemperatur am Arbeitsplatz regelmäßig kontrollieren
- Bei gesundheitlichen Beschwerden rechtzeitig einen Arzt aufsuchen
- Sich regelmäßig bewegen und Sport treiben, um den Kreislauf zu stabilisieren
- Sicher zur Arbeit und zurück kommen, z.B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrgemeinschaften
Fazit
Schichtarbeit hat Vor- und Nachteile und ist in vielen Branchen notwendig. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass die Gesundheit der Beschäftigten nicht zu stark belastet wird. Es gibt einige Tipps und Maßnahmen, um die gesundheitlichen Auswirkungen von Schichtarbeit zu minimieren. Darüber hinaus haben Arbeitnehmer:innen gesetzliche Rechte und Ansprüche, die sie einfordern sollten.