Regelmäßig kommt jedes Jahr zweimal die gleiche Frage auf, einmal im Frühjahr, einmal im Herbst: Wann wird die Uhr wieder umgestellt? Sobald die Frage nach dem „wann“ geklärt wurde, lauert schon die nächste Frage: Eine Stunde vor oder eine zurück? Kommt dir bekannt vor? Nicht verzagen! Randstad beantwortet die wichtigsten Fragen.
Vor oder zurück? Die Faustregel zur Zeitumstellung
Die erste Zeitumstellung des Jahres erfolgt im März, und zwar immer am letzten Wochenende des Monats. Zu diesem Zeitpunkt wird von Winterzeit auf Sommerzeit umgestellt und der Uhrzeiger rückt von zwei auf drei Uhr vor. Die zweite Umstellung ist von Sommerzeit auf Winterzeit und erfolgt immer am letzten Wochenende im Oktober. Einmal im Jahr haben wir also die Gelegenheit, die Zeit zurückzudrehen, und stellen die Uhr wieder eine Stunde zurück, von 3 Uhr auf 2 Uhr.
Wenn du dich verlässlich jedes Mal aufs Neue fragst, ob die Uhr bei der anstehenden Zeitumstellung vor oder zurück gestellt wird, können die folgende Eselsbrücken helfen:
- Im Sommer werden die Gartenmöbel wie Tische und Stühle hervorgeholt, im Winter werden sie wieder zurückgestellt.
- Im Sommer gibt es Plusgrade, im Winter Minusgrade.
- 2-3-2: Die Uhr wird erst von 2 Uhr auf 3 Uhr und später wieder auf 2 Uhr gestellt.
Sommer- und Winterzeit: Woher kommt das?
In Österreich wurde 1891 erstmals eine einheitliche Uhrzeit eingeführt: die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Diese ist der Koordinierten Weltzeit (UTC) eine Stunde voraus (UTC+1). Bis dahin hat jeder Ort in Österreich eine eigene Sonnenzeit befolgt. Von den USA war die Welt zuvor in Zeitzonen eingeteilt worden.
In Europa wurde die Sommerzeit im Jahr 1973 anlässlich der Ölkrise erstmals eingeführt, und zwar mit dem Ziel, Energie einzusparen. So sollte die Zeitverschiebung dafür sorgen, dass für Unternehmen und Haushalte eine zusätzliche Stunde Tageslicht gewonnen wird.
Wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland anstrebte, beschloss Österreich die Einführung erst 1979. In Deutschland und in der Schweiz erfolgte die Einführung noch ein Jahr später.
Doch bereits im Ersten Weltkrieg gab es schon einmal die Sommerzeit. Die dazugewonnene Stunde und das zusätzliche Tageslicht sollten im Krieg einen Vorteil bringen. So galt sie 1916 für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder abgeschafft. Ein zweiter erfolgloser Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen.
Die innere Uhr des Menschen
Jeder Mensch hat zwei Uhren, nach denen er sich richtet: Da wäre zum einen die aktuelle Zeitangabe, die auf der Uhr angezeigt wird, und zum anderen der persönliche biologische Rhythmus des Körpers. Erstere ist durch die Zeitzone definiert, in der die Person sich befindet. Der chronobiologische Rhythmus hingegen ist völlig individuell.
Langschläfer oder Frühaufsteher? Jeder Mensch hat seinen ganz eigenen Zeitplan, der sich aktiv nur bedingt beeinflussen lässt. Hilfsmittel wie Kaffee oder Energydrinks können zwischendurch eingesetzt werden, um wach zu werden. Viel gesünder ist es aber, auf seinen Körper zu hören und für genügend Schlaf zu sorgen.
Warum bringt die Zeitumstellung unseren Rhythmus durcheinander?
Jede Zeitumstellung, ob von Winterzeit auf Sommerzeit oder wieder zurück, beeinflusst unsere innere Uhr und damit auch manche Körperfunktionen wie den Blutdruck und den Blutzucker, unseren Puls oder die Ausschüttung von Hormonen. Wenn der Wecker am letzten Sonntag im März nach der Zeitumstellung klingelt, fühlt sich diese Uhrzeit für viele zu früh an und sie brauchen etwas länger, um in den Tag zu hineinkommen.
Die Zeitumstellung kann dazu führen, dass Menschen an einem „Mini-Jetlag“ leiden, bis der chronobiologische Rhythmus sich wieder neu einstellen konnte. Dieser kleine Jetlag macht sich unter anderem mit den Symptomen Schlafstörung, Appetitlosigkeit oder Gereiztheit bemerkbar. Bis der Biorhythmus sich wieder neu orientiert hat, können zwei Wochen vergehen. Statistiken zeigen, dass das Risiko von Erkrankungen und Herzinfarkten steigt, wenn man ein Leben gegen die innere Uhr führt. Montags nach einer Zeitumstellung passieren in der Regel auch mehr Verkehrsunfälle.
Abschaffung der Zeitumstellung? Die EU ist dafür.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Zeitumstellung das ursprüngliche Ziel, nämlich Energie einzusparen, verfehlt. Außerdem zeigte sich, dass viele Menschen negative körperliche Auswirkungen nach der Zeitumstellung erleiden. Deswegen kam schließlich die Überlegung auf, zukünftig nicht mehr am Uhrzeiger zu drehen.
Im Februar 2018 beschloss das EU-Parlament, eine EU-weite Abstimmung darüber durchzuführen, ob die Sommerzeit abgeschafft werden oder weiter beibehalten werden soll. Das Ergebnis der Abstimmung war mehr als eindeutig: 84 % der EU-Bürger sprachen sich dafür aus, dass Zeitumstellungen abgeschafft werden sollen.
Wieso werden die Uhren weiterhin umgestellt?
Das EU-Parlament stimmte im März 2019 dafür, die Zeitumstellung nach dem Jahr 2021 abzuschaffen. Doch damit diese Entscheidung in Kraft treten kann, müssen sich die Mitgliedstaaten im EU-Rat darauf festlegen. Doch weder Kroatien, das im ersten Halbjahr 2020 die EU-Präsidentschaft innehatte, noch Deutschland, das daraufhin an der Reihe war, haben den Ratsbeschluss in ihrer Amtszeit aktiv vorangetrieben. Deswegen werden die Uhren in der EU auch weiterhin umgestellt – zumindest vorläufig.